In Ihrer Rolle haben Sie bereits einige Unternehmen aus dem Handel im Bereich Intelligent Automation beraten. Welche zentralen Herausforderungen liegen meist vor und wie können diese begegnet werden?
„Die größten Herausforderungen liegen selten auf technischer, sondern vielmehr auf menschlicher Ebene. Oft fehlt den Fachbereichen das Verständnis für die zugrunde liegenden Technologien und deren Potenziale. Es ist entscheidend, mit den Menschen zu arbeiten, anstatt ihnen vorgefertigte Lösungen einfach vorzugeben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Skalierung von Automatisierungsprogrammen. Häufig mangelt es an Management-Aufmerksamkeit, um Blockaden schnell zu beseitigen. Viele Unternehmen nehmen Automatisierung nicht ernst genug – sie betrachten sie als „nice-to-have“ statt als essenzielle strategische Unternehmenskompetenz.“
Wie bewerten Sie die langfristige Skalierbarkeit von Intelligent Automation im Handel, insbesondere im Hinblick auf sich wandelnde Kundenbedürfnisse und technologische Innovationen?
„Durch Automatisierung kann der Handel schneller auf aktuelle Trends und sich wandelnde Kundenbedürfnisse reagieren.
– Optimierung der Reaktionszeit im Kundensupport?
Automatisierung hilft.
– Schnelle Pflege von Artikelstammdaten in 1.000 Filialen
innerhalbweniger Stunden? Automatisierung hilft.
Darüber hinaus bildet Automatisierung die Grundlage für Künstliche Intelligenz (KI). Robotic Process Automation (RPA) agiert dabei wie die verbindende Brücke zwischen KI und Unternehmenssystemen, indem sie es der KI ermöglicht, ihre Erkenntnisse in konkrete Prozesse umzusetzen.“
Automatisierung wird oft als Bedrohung für Arbeitsplätze wahrgenommen. Wie sehen Sie das Zusammenspiel von Mensch und Maschine in der Zukunft?
„Manchmal wird das Thema am Anfang angesprochen, aber verfliegt auch wieder genauso schnell. Spätestens nachdem der erste Prozess automatisiert wurde.
Die Diskussion über das Zusammenspiel von Mensch und Maschine wird dankend angenommen, weil durch Automatisierung niemand mehr nachts/am Wochenende arbeiten oder jeden Tag die gleichen monotonen Aufgaben erledigen muss. Kollegen erhalten mehr Zeit für Weiterbildung/Networking oder das Arbeiten an Konzepten.“
Basierend auf ihren laufenden Projekten – wo sehen Sie die größten Entwicklungen im Bereich Intelligent Automation in den nächsten fünf Jahren? Gibt es spezifische Trends, die Unternehmen heute schon berücksichtigen sollten?
„Der aktuell größte Trend sind AI Agenten, die eigenständig einzelne oder mehrere Prozessschritte ausführen. Dadurch können sie z.B. eigenständig Recherchen durchführen oder Planungsaufgaben übernehmen.
Diese Technologie befindet sich noch in der Entwicklungsphase und sollte derzeit nicht unbeaufsichtigt in produktiven Umgebungen eingesetzt werden. Da Large Language Models (LLMs) weiterhin gelegentlich fehlerhafte oder nicht verifizierte Informationen generieren, ist eine fortlaufende Überwachung und Validierung der Agenten erforderlich.
Weiterhin werden Personal-Assistenten wie Microsoft Copilot ein Thema bleiben, denn dadurch erhält jeder Mitarbeiter einen LLM-Chatbot der einem zur Seite steht.“